AG Akademisierung und Wissenschaft

Neue AG Akademisierung und Wissenschaft in der Physiotherapie

Der VPT hat auf seiner Bundesvorstandssitzung am 28.11.2006 die Gründung einer "AG Akademisierung und Wissenschaft in der Physiotherapie" beschlossen. Die Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft, Frau Sabine Baumgart, ist stellvertretende Vorsitzende der VPT-Bezirksstelle Hamburg und hat einen Physiotherapie-Masterstudiengang erfolgreich absolviert. Frau Baumgart hat zur Gründung der AG einen Text verfasst, den wir nebenstehend wiedergeben möchten.

Der Prozess der Akademisierung steht für die Ausbildung und Erweiterung fachlicher aber auch sozialer Kompetenzen, wie z.B. Methoden- und Handlungskompetenzen (Clinical reasoning), Kommunikations-, Management-, Forschungs- und Lehrkompetenzen. Sie fokussiert sich dabei aber auf die Entwicklung/Qualifikation des Einzelnen.

Die Weiterentwicklung des einzelnen Therapeuten ist allerdings nicht ausreichend für das Voranschreiten der Professionalisierung unserer Berufsgruppe. Das hier erworbene Wissen muss dazu führen, dass systematisch ein "eigenes spezifisches Wissen" über die Wirkungen der Physiotherapie generiert wird. Hierzu ist es unabdingbar, die physiotherapeutische Forschung auf hohem wissenschaftlichen Niveau voranzubringen. Zusammenfassend kann man sagen, dass der Professionalisierungsprozess unserer Berufsgruppe nur voranschreitet, wenn man die Akademisierung im Kontext mit der Entwicklung/ Weiterentwicklung einer physiotherapeutischen Forschung betrachtet. Der aktuelle Stand sieht leider so aus, dass viele Studienabgänger ihre erworbenen Kompetenzen nicht/oder nur gering in Ihr Berufsleben integrieren können.

Welche Position bezieht der VPT zur Akademisierung?
Der VPT nimmt im Vergleich zu anderen Berufsverbänden eine Sonderstellung ein. Er vertritt nicht die Meinung, dass es in Deutschland eine grundständige Akademisierung aller Therapeuten geben muss. Gerade die Vielfältigkeit der unterschiedlichen Qualifikationsstufen (Berufsfachschule, Bachelor, Master) und ihre enge Zusammenarbeit ermöglichen einen systematischen und gut strukturierten Aufbau einer eigenen Fachschaft. Eine ihrer Stärken wäre z.B. die klare Zuweisung und Abgrenzung der Aufgabengebiete in den jeweiligen Qualifikationsstufen.

Bei einer politischen Betrachtung des Themas wird folgendes sichtbar:

1. Der Prozess der grundständigen Akademisierung der Medizinalberufe hat zzt. keine große Akzeptanz in der Bundesregierung. Die Gründe hierfür sind vielfältig und sollen an dieser Stelle nicht näher erläutert werden.

2.Eine grundständige Akademisierung der Medizinalberufe würde auch eine Veränderung der Zulassungsbedingungen für die Schulabgänger nach sich ziehen. Da das Bachelor-Studium an einer Fachhochschule absolviert wird, muss als Zulassungsvoraussetzung eine (Fach-) Hochschulreife vorgewiesen werden. Dies würde bedeuten, dass für Realschulabgänger diese Ausbildung nicht mehr in Frage kommt, hier dann wertvolle Ausbildungsplätze wegfallen würden und der Realschulabschluss somit eine Abwertung erfahren würde. Dieses ist von politischer Seite nicht erwünscht.

Die immer wiederkehrende Diskussion der daraus entstehenden Zweiklassengesellschaft unter den Therapeuten ist eher kontraproduktiv und steht dem Professionalisierungsprozess im Weg. Eine klare dreistufige Einteilung des Berufes des Physiotherapeuten würde deutliche Entwicklungs- und Karrierechancen aufzeichnen. An denen könnten sich Schulabgänger eindeutig orientieren.

Wie soll die AG aufgebaut sein und wie soll sie funktionieren?
Die Basis soll von einem ständigen Gremium gebildet werden. Infrage kommen sechs bis zehn studierte Mitglieder des VPT. Die AG soll Ansprechpartner für alle Mitglieder des VPT zur Beantwortung von Fragen rund um das Thema Akademisierung und Wissenschaft sein. Wie schon der Name der AG sagt, möchten wir zwei Aufgabengebieten nachgehen.

1. Schwerpunkt: Akademisierung

  • Interessenvertretung der studierenden und studierten Physiotherapeuten.
  • Aufbau von Kontakten zu anderen Arbeitsgemeinschaften und Organisationen, die sich mit der Akademisierung unserer Berufsgruppe beschäftigen.
  • Bekannt machen und offensives Vertreten des VPT-Denkmodells zum Thema Akademisierung und der Arbeit der AG durch Veröffentlichungen in der Fachzeitschrift, Visitationen in den Schulen, Vorträge, Aufbau einer Internetpräsenz und in Diskussionen/Verhandlungen mit anderen Interessengemeinschaften.
  • Information und Beratung rund um das Thema Studium, Studienmöglichkeiten, Anbieter.
  • Unterstützung von Studienabschlussarbeiten (Bachelor, Master, Promotionen).
  • Kommunikationsplattform, Erfahrungsaustausch über z.B. Bachelorarbeiten, Bewerbungen, Jobsuche etc.

2. Schwerpunkt: Wissenschaft

  • Wissenschaftliche Fragestellungen in der Physiotherapie aufnehmen und bearbeiten, auch in enger Zusammenarbeit mit Medizinern.
  • Ideengeber für physiotherapeutisch relevante wissenschaftliche Fragestellungen; Erarbeiten von Studiendesigns.
  • Planen, Organisieren und Durchführen von Studien zur Beantwortung aktuell relevanter Fragen im Bereich Physiotherapie zur Erbringung "harter" (objektiver) Daten, um die Evidenzlage der Therapieleistungen voranzutreiben.
  • Erarbeitung und Überarbeitung von Qualitätsmerkmalen für die Anwendung therapeutischer Konzepte (basierend auf vorhergehenden Studienergebnissen).
  • Publikation der Studienergebnisse in der Fachzeitschrift und evtl. Präsentation auf Versammlungen der Landes- und Bundesebene innerhalb des VPT.
  • Evaluation des Forschungsstandes mittels Durchführung von Literaturstudien, Literaturzusammenfassungen, Expertisen etc.

Akademisierung der Gesundheitsberufe Notwendig? Ja / Nein

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    Bericht und Kommentar zum Hochschulforum „Wissenschaftliche Qualifizierung

    der Gesundheitsberufe – Positionen, Perspektiven und Programme“

    130 KB

Nichtstudierte und akademisierte Therapeuten im Schulterschluß

Nachdem nun im September 2009 die Modellklausel vom Gesetzgeber verabschiedet worden war, die ein grundständiges = primärqualifizierendes Studium in der Physiotherapie beinhaltet, haben wir, die AG Akademisierung und Wissenschaft und das Präsidium des VPT, uns Gedanken gemacht, wie dieses aussehen soll und welche Inhalte dieses Studium unbedingt haben muß.

Alle Ergebnisse haben wir in einem Brief zusammengetragen, welcher an das BMG und an die zuständigen Länderbehörden gesendet worden ist. In unsere Evaluation schlossen wir neben unseren eigenen Recherchen auch die Ergebnisse und Empfehlungen aus einem Gespräch mit Frans van den Berg ein. Er ist ein international arbeitender Physiotherapeut und Buchautor (Angewandte Physiologie), der sich historisch wie auch aktuell sehr gut im europäischem Bereich der Physiotherapie auskennt. Ausgangspunkt für unsere Überlegungen war der entscheidende Satz in der Modellklausel, daß der Umfang der praktischen Ausbildung, der derzeit an den Berufsfachschulen besteht, nicht unterschritten werden darf. Hier zeigt sich das Verständnis der Politiker für unseren Beruf, daß wir, die deutschen Physiotherapeuten, in Europa wohl die am besten im Praktischen Ausgebildeten in Europa sind. Dieses Markenzeichen muß unbedingt bestehen bleiben.

Wozu nun aber noch ein Studium?
Die heutigen Anforderungen des Gesundheitswesens verlangen mehr als nur ein Erlernen und Aneinanderreihen von Methodenkompetenzen. Um die nötige Effektivität am Patienten und Effizienz gegenüber den Kostenträgern nachzuweisen, benötigen wir immer mehr Kompetenzen in den intra- und interdisziplinären Bereichen. Vor allem unser Leitungs- und Lehrpersonal sollte damit ausgestattet sein. Um dies mit den Worten Prof. Dr. Alscher (Robert-Bosch Krankenhaus Stuttgart) zu sagen: "Interdisziplinäres Arbeiten heißt nicht, daß sich der Physiotherapeut und der Ergotherapeut die Klinke in die Hand geben." Dies gilt nicht nur für den immer komplizierter werdenden Ablauf in den Kliniken, sondern auch in der ambulanten Versorgung.

Welche Kompetenzen fehlen nun aber? Was soll ein Studium mehr vermitteln als eine Ausbildung an der Berufsfachschule?
Die Ergebnisse unserer Gespräche und Diskussionen in der AG und mit dem Präsidium nach den zu ergänzenden Kompetenzen waren folgende:

Clinical reasoning und Wissenschaftliches Arbeiten.
Ziel sollte hier u. a. eine Anhebung der gegenwärtigen Reflexionskompetenz sein. Praktisch arbeitende Therapeuten lernen damit, sich und ihr Wirken kritisch zu hinterfragen und somit eigenständig, selbstverantwortlich und selbständig zu handeln. Des weiteren sollte man durch geeignete Techniken und Tools recherchieren lernen, um über den gegenwärtigen Kenntnisstand zu be­stimmten Erkrankungen und Therapieoptionen zu informieren und seine praktische Arbeit hiervon profitieren zu lassen.

Managementlehre - BWL
Unternehmerisches und betriebswirtschaftliches Denken und Handeln: Vorbereitung auf evtl. selbstständige Tätigkeiten bzw. leitende Positionen. Aktuell ist festzustellen, daß Praxisinhaber sich überwiegend als Therapeuten sehen, aber gleichzeitig fehlen unternehmerische und marketingorientierte Aspekte für einen zunehmend freier werdenden Markt.

Als Untergruppen der allgemeinen Managementlehre sind hier folgende Themen für den physiotherapeutischen Alltag von besonderer Relevanz:

  • Zeit- und Selbstmanagement
  • Personalführung/Personalmanagement
  • Grundlagen der Unternehmensführung
  • Controlling und Rechnungswesen;
  • Marketing
  • Gesundheitsökonomie

Rechtliche Grundlagen:
Berufsrecht, Haf­tungs­recht, Ertrags- und Umsatzsteuerrecht, Gesellschaftsrecht, (Praxisgemeinschaft, Gemeinschaftspraxis, GmbH etc). Rechtskörperschaften, Kooperationen (z.B. Integrierte Versorgungen, Medizinische Versorgungszentren); Präventionsgesetz; Sozialgesetzgebungen, die physiotherapeutisches Handeln mitbestimmen

Kommunikation:
Kommunikation ist nicht nur allgemeine Grundlage jeder Zwischen­menschlichkeit, sondern ein überaus wichtiges und auch therapieentscheidendes Instrument in der Physiotherapie.

  • mit den Patienten - wie führe ich das Patientengespräch effektiv. Vom Erstgespräch hängt ab, inwiefern der Patient ein Verständnis für seine Erkrankung, die Therapie und sein eigenes Mitwirken am Therapieprozeß entwickeln kann. Hier geht es um Kommunikationstechniken, mit denen Gespräche in die richtige Richtung gelenkt werden können, um die erforderlichen Informationen zu erhalten. Dazu gehört auch das Bewußtsein für die eigene nonverbale Kommunikation und Aus­drucks­weise (Gestik, Mimik etc), interkulturelle Aspekte und die Interpretation des Gesprächsverhaltens des Gegenübers.

  • mit dem Arzt - wie präsentiere ich mich, wie kann ich zu einer fachlichen und sachlichen Gesprächsebene mit dem Arzt finden (argumentativ, informativ).

  • mit Mitarbeitern - Mitarbeitergespräche, Einstellungsgespräche, Kritikgespräche und andere gehören zum festen Bestandteil in einem Team. Nur bei guten kommunikativen Fähigkeiten wird eine Person der Führungsrolle als Teamleiter, Vorgesetzter, Praxisinhaber, Abteilungsleiter etc. gerecht werden können.

  • Grundlagen des Qualitätsmanagements: Ob in der eigenen Praxis, in einem Therapiezentrum oder im Krankenhaus - Quali­tätsmanagement findet in zunehmendem Maße an allen Institutionen mit dem Ziel statt, durch einen kontinuierlichen Verbesserungsprozeß wirtschaftlicher zu arbei­ten, bessere Koordination an den Schnittstellen mit anderen Beteiligten zu be­kommen, um gesetzliche Vorgaben zu er­füllen und anspruchsvoller werdende Patienten zufrieden zu stellen.

  • Projektmanagement/Projektplanung: Der Therapeut sollte in der Lage sein, eigene Projekte (Praxiseröffnung, Infotag, Veranstaltungen innerhalb der Praxis/Kranken­haus etc.) zu planen und durchzuführen.

Gesundheitswissenschaften/Public Health
Dieser Themenkomplex beinhaltet

  • Soziologie, Sozialpsychologie
  • Prävention
  • Salutogenese
  • Gesundheitsförderung in Betrieben, Gemeinden

Des weiteren sollte die Möglichkeit eingeräumt werden, Themen flexibel an die gegenwärtige Situation anzupassen, um neuen Themen Raum zu geben, ohne jedes Mal eine Änderung bestehender Regeln durchführen zu müssen (Bsp. aktuell: Neurowissenschaften, Schmerz und Onkologie als wichtige gegenwärtige Themen)

Nach Betrachtung dieser zusätzlichen Inhalte ergab sich für uns, daß ein primärqualifizierendes Studium nicht unter 8 Semestern durchgeführt werden darf. Diese Empfehlungen gaben wir mit unseren Briefen an das BMG und die Länderministerien öffentlich bekannt. Zum gleichen Thema fand am 27.11.2009 in Berlin eine Tagung des Hochschulverbundes des Gesundheitsberufe e.V. (HVG) und der AG MTG in Kooperation mit der Hochschulrektorenkonferenz statt. Der VPT ist seit diesem Jahr Mitglied des HVG. Zirka 100 Vertreter der Hochschulen, der Ministerien, der Berufsverbände und der Berufsfachschulen diskutierten gemeinsam mit der Vertretung des GKV- Spitzenverbandes über den Gewinn der Versorgungsqualität durch eine akademische physiotherapeutische Ausbildung. Sehr schnell wurde deutlich, daß der GKV-Spitzenverband die Akademisierung der Gesundheitsfachberufe in Frage stellt und ihren Mehrwert in der heutigen Zeit nicht erkennen mag. Hier konterte sofort Frau Prof. Friedrichs (FH für Gesundheitsberufe Bochum), daß ein wissenschaftliches Studium nicht nur für die Forschung wichtig ist, sondern für die Arbeit am Patienten! Die primärqualifizierten Studiengänge sollen Physiotherapeuten hervorbringen, die die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse praktisch am Patienten umsetzen und die Pfade der modernen interdisziplinären Arbeit mit definieren. Frau Prof. Höppner (FH Kiel) unterstrich dies und warnte einerseits von der Absplitterung der studierten und der nichtstudierten Physiotherapeuten und hält andererseits den Ärzten und Kostenträgern vor, daß sie keine Ahnung davon haben, was in der Praxis einer physiotherapeutischen Anwendung tatsächlich passiert. Sie stellte die Frage: Was erwarten eigentlich Arzt und Kostenträger, was für ca. 16 Euro in 20 Minuten passiert? So zeigte sie kurz und knapp auf, daß die GKV zwar schnell und günstig berufliche Qualität einkaufen mag, aber eigentlich gar nicht weiß, worum es geht. Auch die Ärzte, die sich einer kontroversen Diskussion stellten, wurden hier schnell "entmachtet".

Fazit
Der Akademisierungsprozeß der Physiotherapie ist nicht mehr aufzuhalten. Die Studenten, die aus den primärqualifizierenden Studiengängen hervorgehen, sollen ausgebildet sein für die Arbeit am Patienten mit all ihren modernen intra- und interdisziplinären Anforderungen. Wir, der VPT, sind sehr froh, daß die Hochschulprofessoren und die Hochschulrektorenkonferenz unsere Meinung zur inhaltlichen und strukturellen Gestaltung der neuen Studiengänge voll unterstützen. Unsere Anfrage an das BMG, wie und in welcher Form wer die Evaluation zu diesem Modellvorhaben vornimmt, bleibt zur Zeit noch unbeantwortet. Wir werden weiter informieren.

Start der grundständigen Akademisierung in Bochum

Das Erstsemester im Rahmen der grundständigen Akademisierung der Physiotherapie ist am 19. September 2010 gestartet

Die 200 frisch immatrikulierten Studenten der Gesundheitsfachberufe waren am 19. Septem­ber 2010 eingeladen, sich und die neu gegründete Hochschule für Gesundheit zu begrüßen. Von ca. 2000 Bewerbern haben sie nun die Chance, einen neuen Bildungsweg zu be­schreiten - direkt vom Abitur zum/r akademisierten PhysiotherapeutenIn (Bc.). Aber auch zum/r akademisierten ErgotherapeutenIn, Hebamme, LogopädeIn und PflegerIn kann man sich hier ausbilden lassen. Die Präsidentin der Hochschule, Frau Prof. Dr. Anne Friedrichs, eröffnete die Veranstaltung mit Freude und Zuversicht über das endlich verwirklichte Modellprojekt. Besonders hob sie neben den wissenschaftlichen und praktischen Inhalten das Einüben der interprofessionellen Kommunikation in den Vordergrund. Ein Thema, welches uns im VPT schon viele Jahre beschäftigt. Anschließend sprach die Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung in NRW, Frau Svenja Schulze. Auch sie hob die Einmaligkeit dieses Studienganges hervor und betonte, dass sich die komplette Akademisierung mit ihren Aufbaustudiengängen bis hin zur Promotion noch in den Kinderschuhen befindet, ebenso die For­schung in den Gesundheitsfachberufen, die doch die Basis für die Zukunft unserer Berufe darstellt. Die Ministerin sieht die immer kürzer werdende Halbwertzeit unseres medizinischen Wissens als wichtigen Grund der Akademisierung an. Aus diesem Grunde sagte sie die Gründung des Gesundheitscampus zu. Egal was auch immer die Medien darüber schreiben, es ist beschlossene Sache. Besonders erfreut waren die Studenten über die Nachricht, dass ab dem Wintersemester 2011 keine Studiengebühren gezahlt werden müssen.

Als vorletzte Rednerin meldete sich die Staats­sekretärin des Ministeriums für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter in NRW, Frau Marlis Bredehorst, zu Wort. Sie drückte in ihrer Ansprache ihre ganze Hoffnung auf die neue Generation der Gesundheitsfachberufe aus. Hoffnung auf eine neue Qualität in den ständig steigenden Anforderungen unserer Berufe. Dabei ging sie auf den demographischen Wandel in unserer Bevölkerung ein sowie auch auf die unzureichende Kommunikation zwischen den einzelnen medizinischen Fakultäten. Sie denkt, dass dieses Problem wohl zurzeit hauptsächlich in den Gesundheitsfachberufen liegt. Diesen Gedanken nahm die Schlussrednerin, Oberbürgermeisterin Frau Dr. Ottilie Scholz, auf und rief den Studenten er­munternd entgegen: Betrachte dich nicht als Teil des Problems, sondern als Teil der Lösung. Es war eine Begrüßungsveranstaltung von besonderer Art. Nicht nur weil hier deutsche Physiotherapiegeschichte geschrieben wurde, sondern auch durch die extravagante Rahmengestaltung. Nicht, wie sonst eher gewohnt, wurde die Veranstaltung von einem Streichquartett oder dergleichen begleitet, nein - eine bezaubernde und erfrischende Kabarettistin leitet durchs Programm. Ihr gelang es die Inhalte der Reden nochmals mit drei Worten im herrlichsten Ruhrpottdialekt zusammenzufassen. Keiner schlief, keine ging gelangweilt aus dem Saal. Im Anschluss gab es einen Empfang in der neuen Hochschule. Raum für ein gegenseitiges Kennenlernen. Diese Gelegenheit nahm ich war, um mich nach einzelnen Motivationen der Studenten zu erkundigen. Auf meine Frage, warum sie den Studiengang gewählt haben und nicht die etwas kürzere Berufsfachschulausbildung, wo sie doch nach Abschluss des Studiums nicht besser gestellt sind als die Berufsfachschüler, antworteten die meisten: Wir sehen die Zukunft der Physiotherapie, aber auch der anderen Gesundheitsfachberufe in der Akademisierung. Man sollte sein praktisches Arbeiten am Patienten wissenschaftlich begründen können. Außerdem ist es neben dem Erwerb von fachlichen Kompetenzen ebenso wichtig, seine sozialen und kommunikativen Kompetenzen auszubilden - wichtige Gründe, sich für das Studium zu entscheiden. Zusätzlich kamen Motivationen, nach weiteren Aufbaustudiengängen (Master) in die For­schung gehen zu können. Kurz gesagt, sehen die jungen StudentenInnen die Akademisierung unserer Berufe als entscheidend für deren Weiterentwicklung und als persönliche und gesellschaftliche Chance an. Mich hat sehr positiv überrascht, mit welch hohem politischen Bewusstsein und Interesse die jungen StudentenInnen auftraten. Zum Abschluss meines Aufenthaltes an der Hochschule für Gesundheit führte der Studiengangsleiter für Physiotherapie, Prof. Dr. Christian Grüneberg, durch die neuen Räume. Anschließend hatten wir ein sehr gutes Gespräch über den VPT und dessen Bemühungen im Prozess der Akademisierung. Er bekundete viel Interesse, und so hoffe ich, dass wir dieses mit Leben füllen können.

Workshop "Empowerment für die Promotion in den Gesundheitsfachberufen"

Die Fachkommission Öffentlichkeitsarbeit, Vernetzung und Politik im HVG hat am am 13.10.2011 in Halle eine Fachtagung zum Thema „Empowerment für eine Promotion in den Gesundheitsberufen“ ausgerichtet, die eine sehr gute Resonanz bei den Teilnehmern hatte. Über nachfolgenden Link finden Sie die Dokumentation mit Evaluation der Tagung: